13.12.2019 10:24 Uhr - Weltmeisterschaft - Björn Pazen und Eric Dobias, dpa
Olympia-Traum geplatzt: Deutsche Handball-Frauen hatten gegen Schweden "nur für 20 Minuten Energie"
Am Ende war nur noch Leere. Geschockt und frustriert
verabschiedeten sich Deutschlands Handball-Frauen nach dem geplatzten
Olympia-Traum mit Tränen in den Augen von der WM in Japan. Das 24:35
(13:18) im Spiel um Platz sieben gegen Schweden kostete die
DHB-Auswahl die letzte Chance auf die Teilnahme an den Olympischen
Spielen, die im kommenden Jahr zum dritten Mal nacheinander ohne die
deutschen Handballerinnen stattfinden."Die Enttäuschung ist riesengroß. Olympia gibt es nur alle vier
Jahre. Für einige Spielerinnen war das vielleicht die letzte Chance,
sich diesen Traum zu erfüllen", sagte Bundestrainer Henk Groener und
bilanzierte: "Wir haben ein hervorragendes Turnier gespielt. Leider
hat die Kraft nicht ausgereicht, und auch Cleverness und Erfahrung
fehlen noch."
Durch die Pleite gegen Schweden verpassten die DHB-Frauen als
WM-Achte das Ticket für eines von drei
Olympia-Qualifikationsturnieren im März kommenden Jahres. "Ich habe
selten ein schlechteres Spiel gesehen. Das war unterirdisch und
einfach nur peinlich, sich so abschießen zu lassen. Wir hatten keinen
Plan", schimpfte Torfrau Dinah Eckerle mit tränenerstickter Stimme.
Behnke: "Auftritt absolut unzufriedenstellend und enttäuschend"
Auch ihre Teamkolleginnen boten ein Bild des Jammers. "Ich bin
fassungslos", sagte Kreisläuferin Julia Behnke. "Das war ein
Auftritt, der absolut unzufriedenstellend und enttäuschend ist."
Dabei hatte Behnke vor der Partie noch ein "Feuerwerk" der deutschen
Mannschaft angekündigt.
Doch nach der schweren Vorrunde und den Hauptrunden-Niederlagen gegen
Serbien (28:29) und Norwegen (29:32), als bereits ein Remis zum
Einzug in das Halbfinale gereicht hätte, war der Akku der deutschen
Spielerinnen leer. "Wir hatten nur für 20 Minuten Energie. Die Luft
war raus", sagte Groener. Beste deutsche Werferin war Alicia Stolle
mit sechs Toren.
Mit versteinerten Mienen verfolgten DHB-Präsident Andreas Michelmann
und die Vorstandsmitglieder Mark Schober und Axel Kromer auf der
Tribüne das Debakel gegen Schweden. "Das ist ganz bitter. Wir haben
ein wichtiges Ziel verpasst, das uns als Katalysator gedient hätte,
den Frauenhandball nach vorne zu bringen. Die Enttäuschung ist
gnadenlos groß", sagte Sportvorstand Kromer zur verspielten
Olympia-Chance.
Kromer: "Zum zweiten Mal nach der EM 2018 einen solchen Turnierverlauf"
Dabei war Deutschland hervorragend in die Partie gestartet. Trotz
ihrer im Norwegen-Spiel erlittenen Fußverletzung drehte Stolle im
rechten Rückraum anfangs richtig auf. Die Linkshänderin steuerte fünf
Tore zur 8:4-Führung nach 14 Minuten bei. Doch in der Folge glitt der
deutschen Mannschaft das Spiel aus den Händen, weil erneut beste
Chancen vergeben wurden.
Als sich Schweden nach dem Seitenwechsel auf 20:13 absetzte, war die
Vorentscheidung frühzeitig gefallen. Die DHB-Auswahl wirkte
ausgebrannt und konnte nichts mehr entgegensetzen. "Wir haben leider
zum zweiten Mal nach der EM 2018 einen solchen Turnierverlauf, dass
wir nach einem guten Start hinten heraus nicht mehr unsere Qualität
zeigen konnten", analysierte DHB-Sportvorstand Kromer. "Wir müssen
jetzt in kleinen Schritten weitergehen und uns Gedanken machen, wie
das am besten funktioniert."
Bundestrainer Groener, dessen Vertrag vor der WM bis Ende 2021
verlängert worden war, will dies in aller Ruhe tun: "Die Enttäuschung
steckt so tief, da muss man erst einmal etwas Zeit vergehen lassen."
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