05.12.2019 13:30 Uhr - Weltmeisterschaft - Nils Bastek, dpa
Mehr als ein Talent: Bölk glänzt bei WM dank Mutters Handball-Tipps
Gewissermaßen hat Emily Bölk vererbt bekommen, wie man
eine Handball-Weltmeisterschaft gewinnt. Ihre Mutter Andrea erzählte
ihr bereits etliche Male, wie es 1993 so war, als sie mit dem
Nationalteam in Norwegen den Titel holte. Emily war damals noch lange
nicht auf der Welt, aber dass ihre Mutter ihr - neben einem möglichen
Titel-Gen - ganz sicher große handballerische Fähigkeiten mitgegeben
hat, steht spätestens seit Mittwoch fest. Gegen Welt- und Europameister Frankreich (25:27) hatte die 21-Jährige
überragt und erstmals bei der aktuellen WM in Japan unter Beweis
gestellt, warum sie Deutschlands größtes Talent ist. Trotz ihres
jungen Alters kommt Bölk eine Schlüsselrolle in der Mannschaft von
Bundestrainer Henk Groener zu. Es liegt auch an ihr, dass die
DHB-Auswahl bereits vor dem abschließenden Gruppenspiel am Freitag
(11.00 Uhr/MESZ/Livestream bei sportdeutschland.tv) gegen Südkorea
für die Hauptrunde qualifiziert ist.
Die Frage ist nun, was mit einer Bölk in Top-Form für Groeners
Mannschaft darüber hinaus noch möglich ist? Dass ihre Mutter sich
nicht zügeln könne, ihr immer wieder Tipps zu geben, hat die
Rückraumspielerin bereits erzählt. Ob sie ihr auch verriet, wie man
eine WM gewinnt, sagte Bölk nicht. Ein Platz unter den sieben besten
Teams ist das offizielle Ziel, weil sich die DHB-Auswahl damit die
Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für Olympia 2020 sichern
würde.
Bundesligadebüt mit 16 Jahren
Groß vorausschauen will Bölk aber nicht. Stattdessen wunderte sie
sich ein wenig über die bisher so starke WM der deutschen Mannschaft.
"Wer hätte das gedacht vor dem Turnier?", meinte sie. Tatsächlich
überrascht es, dass bisher nur gegen Topfavorit Frankreich knapp
verloren wurde. Mit einem weiteren Sieg gegen die noch ungeschlagenen
Südkoreanerinnen würde die DHB-Auswahl eventuell sogar mit einer
perfekten Punkteausbeute in die nächste Turnierphase einziehen.
Sichert sich kurz darauf auch Dänemark im Duell mit Frankreich das
Weiterkommen, stünde Deutschland mit 4:0-Punkten in der Hauptrunde -
ein Platz im Olympia-Qualifikationsturnier wäre dann fast schon
sicher. Was das eigene Spiel gegen Südkorea angeht, dürfte die
Statistik schon mal Mut machen. Bei einer WM hat die deutsche
Mannschaft noch nie gegen den 14-maligen Asienmeister verloren.
Damit das so bleibt, wird Bundestrainer Groener sicher erneut auf die
Stärken von Bölk vertrauen, die längst mehr als nur das Top-Talent
ist. Im Alter von 16 Jahren hatte sie bereits ihr Bundesliga-Debüt
gegeben, mit 18 folgte das erste Spiel im A-Nationaltrikot. Die WM in
Japan ist bereits ihr viertes großes Turnier mit der DHB-Auswahl in
Serie.
Die 1,82 Meter große Rückraumspielerin vom Thüringer HC zählt zu den
Stützen von Groener, nicht nur wegen ihrer Abschlussstärke. Am
Donnerstag durfte sie sich wie der Rest des Teams nach einer bislang
kräftezehrenden Vorrunde erstmal erholen. Gegen Südkorea soll sein
Team dann wieder "mit Mut nach vorne spielen", sagte Groener. Dafür
braucht er eine fitte Emily Bölk.