16.12.2016 15:00 Uhr - Europameisterschaft - Björn Pazen, dpa und fcb
Nun verbindet die 33-Jährige, die bei Borussia Dortmund spielt und
deren Herz auch für die schwarz-gelben Fußballer schlägt, wieder
Handball und Landwirtschaft. Für den kompletten Hof reicht ihre Zeit
aber nicht. "Weil ich durch die anderen Bereiche des Betriebs sowie
den Sport so stark eingebunden bin, haben wir unsere Hühnerställe für
92 000 Masthähnchen derzeit verpachtet", sagt die Agrartechnologin.
Bei der EM in Schweden ist Woltering in der deutschen Mannschaft, die
am Freitag um Platz fünf gegen Rumänien spielt, das Aushängeschild.
Mit 65 abgewehrten Würfen ist sie laut EM-Statistik die zweitbeste
Torfrau nach der für die SG Bietigheim spielende Niederländerin Tess
Wester.
"Wenn mir vor dem Turnier jemand gesagt hätte, ihr geht da durch die Hauptrunde und verliert kein einziges Spiel: Top! Hut ab vor den Mädels! Hut ab vor diesem Team, vor dieser Courage, die sie die ganze Zeit gezeigt haben", gibt Woltering das Lob an ihre Mannschaft weiter. "Wir haben nicht locker gelassen. Jetzt noch ein weiteres Spiel zu bekommen, ist sensationell."
Gerade der 28:22-Sieg gegen Schweden hat der Torhüterin gefallen. "Die Konstanz war wirklich lange da", analysiert Woltering. "Man muss sagen, dass die Schweden alles reingeworfen haben. Sie haben es aber nie geschafft, wirklich ranzukommen. Es ist natürlich stark, wenn man so einem Druck dann standhält und dann einfach sein eigenes Ding spielen kann."
Dreimal wurde die Dortmunderin bereits zur besten Spielerin einer Partie
gekürt, zuletzt am Mittwoch beim gegen den Gastgeber im
letzten Hauptrundenspiel, als sie 16 Würfe abwehrte. "Hat Spaß gemacht", kommentierte sie danach trocken. Als Preise gab es insgesamt drei Sonnenbrillen, zwei Geschirrtücher,
zwei Tassen und eine Glaskugel. "Mit Ausnahme der Sonnenbrillen habe
ich die Sachen verschenkt", sagt Woltering, die bis 2011 bei Bayer
Leverkusen gespielt hatte - und dort die harte Schule des
langjährigen Nationaltorhüters Andreas Thiel durchlaufen hatte.
Wie Thiel ist sie auf dem Feld laut, abseits aber eher ruhig:
"Natürlich weiß ich, dass ich gerade ein gutes Turnier spiele, aber
es werden auch andere Zeiten kommen. Wichtiger ist, dass wir uns als
Mannschaft weiterentwickelt haben", sagt Woltering. Neben Kim
Naidzinavicius und Anne Hubinger ist sie als dritte Deutsche für die
All-Star-Wahl der EURO in Schweden nominiert worden.
Dass sie angesichts der überragenden EM-Leistungen noch einmal zu
einem europäischen Topclub wechselt, schließt sie aber aus: "Dann
werde ich enterbt. Ich bin meinen Eltern dankbar, dass ich vier Jahre
in Montenegro spielen konnte. Der Deal war dann aber auch, dass ich
den Hof irgendwann übernehme."
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