03.06.2011 12:47 Uhr - Weltmeisterschaft - Martin Kloth, dpa und chs
Ladies first: Bevor die Männer auf der Zielgeraden
zur EM 2012 gegen Österreich gefordert sind, müssen die deutschen
Handball-Frauen für das Ziel WM im Dezember in Brasilien vorlegen. In
zwei Alles-oder-Nichts-Spielen gegen "Angstgegner" Ungarn kämpft das
Team des neuen Bundestrainers Heine Jensen um seine Zukunft: Nur der
Sieger aus den Playoff-Duellen fährt zur WM und kann sich auch für
Olympia 2012 qualifizieren. Jensen will unbedingt "ein positives Bild
des deutschen Frauen-Handballs schaffen".
Ein halbes Jahr nach dem blamablen 13. Rang bei der EM will der
Däne mit seiner Auswahl am Sonntag (18.30 Uhr/Eurosport) in Balingen
im Hinspiel die Grundlage für das Erreichen der WM legen. Das
Rückspiel findet am 11. Juni (17.30 Uhr) in Györ statt.
Wie zuletzt beim mit Platz zwei gelungenen Vier-Nationen-Turnier
in Völklingen kann Jensen bei der Mission WM nicht nur auf den
Ehrgeiz der Spielerinnen bauen, sondern auch auf die breite
Unterstützung aus der Bundesliga. Gemeinsam mit seinen Liga-Kollegen
Dirk Leun (Buxtehude), Dietmar Schmidt (Frankfurt/Oder) und Renate
Wolf (Leverkusen) bereitet der bisherige Trainer des HC Leipzig die
Nationalmannschaft auf ihre Mammutaufgabe vor.
"Wir sind hier als Feuerlöscher. Auch wenn wir im Liga-Alltag
Konkurrenten sind, können wir zusammenarbeiten", sagte der Däne, der
offiziell erst am 1. Juli die Nachfolge von Rainer Osmann antritt. Er
sieht seine Rolle dabei bescheiden: "Ich habe keinen Bedarf, als der
große Retter dazustehen. Ich will aber auch nicht der Loser sein."
Die Statistik spricht eindeutig gegen die Auswahl des Deutschen
Handballbundes (DHB): In den bislang 68 Partien gegen den Olympia-
Vierten stehen den nur 13 Siegen 51 Niederlagen und vier
Unentschieden gegenüber. "Eine viel schwierigere Auslosung als Ungarn
hätten wir nicht bekommen können. Über dieses große Hindernis müssen
wir rüber", meinte der 34-jährige Jensen. Ähnlich sind auch die Töne, die Eszter Matefi gegenüber handball.hu anschlug. "Vielleicht der schwierigst mögliche Gegner. Aber wir haben versucht ihre Schwachstellen zu entdecken", so die Nationaltrainerin, die im Testspiel gegen Österreich viele Abwehrformationen einstudierte.
Doch Bange machen gilt für Torhüterin Clara Woltering nicht. "Es
ist ein Neuanfang. Wenn wir als Außenseiter gesehen werden, bin ich
froh darüber. Wir brauchen uns aber nicht zu verstecken", erklärte
die Leverkusenerin und hat auch das erhoffte Erfolgsrezept parat:
"Eine starke Abwehr ist wichtig mit einer starken Torhüterin
dahinter. Damit holt man sich dann das nötige Selbstvertrauen für den
Angriff, und dann muss das Runde in das Eckige."
Daneben sollen Teamgeist, Zusammenhalt und Einsatz Schlüsselrollen
auf dem Weg zur WM spielen. "Es wird konsequent gearbeitet, aber
alles ist mit Spaß verknüpft. Es ist ein Miteinander - kein
Konkurrenzkampf. Das macht das Team aus", urteilte die frühere
Welthandballerin Nadine Krause. Jensen fordert volles Engagement von
seinen Spielerinnen: "Da werden viele Nerven ins Spiel kommen.
Das werden zwei knallharte Spiele. Wir müssen, wenn notwendig, bereit
sein, das körperbetonte Spiel der Ungarinnen mitzugehen."
Den bisher 20-köpfigen Kader hat Jensen bereits um zwei Spielerinnen reduziert. Die beiden "Noch-Blombergerinnen" Katja Langkeit (künftig Buxtehude) und Saskia Lang (künftig Leipzig) haben nach dem heutigen Training am heutigen Morgen bereits die Heimreise angetreten. Am Sonntag Vormittag muss Heine Jensen bei der technischen Besprechung die 16 Spielerinnen bekannt geben, die er am Abend aufbieten will. Von den verbleibenden Spielerinnen verfügen Kerstin Wohlbold, Luisa Schulze und Marlene Zapf über die geringste Erfahrung. Auf eine Nominierung der Dänemark-Legionärinnen Susann Müller (Aarhus) und Nina Wörz (Randers), die jüngst erst zur besten Spielmacherin der Saison ausgezeichnet wurde, hatte das Trainerteam verzichtet.
Deutschlands Kader für die WM-Playoffs
Tor: Katja Schülke (HC Leipzig/54 Spiele/0 Tore), Sabine Englert (FC Midtjylland/Dänemark/188/2), Clara Woltering (Bayer Leverkusen/122/0)
Feld: Stefanie Melbeck (Buxtehuder SV/202/428), Grit Jurack (Viborg
HK/Dänemark/300/1575), Anna Loerper (Bayer Leverkusen/140/257),
Franziska Mietzner (FHC Frankfurt/Oder/38/119), Nadine Krause (HSG
Blomberg-Lippe/173/716), Anne Müller (HC Leipzig/110/149), Anja
Althaus (Viborg HK/Dänemark/178/399), Luisa Schulze (HC Leipzig/3/1),
Sabrina Richter (HSG Blomberg-Lippe/129/281), Mandy Hering (FHC
Frankfurt/Oder/78/147), Natalie Augsburg (HC Leipzig/15/28), Laura
Steinbach (Bayer Leverkusen/61/91), Nadja Nadgornaja (Thüringer
HC/7/14), Kerstin Wohlbold (Thüringer HC/3/11), Isabell Klein
(Buxtehuder SV/32/47), Marlene Zapf (Bayer Leverkusen/1/1)